unexpected conversations

Szeneninformationen

Charaktere: Charlie O´Brian & Ashroth Vale & Shuri Udaku & Lorna Dane
Szeneneinstellung: feste Postreihenfolge
Datum: 24.11.2018

Der Anblick welcher sich Ashroth auftat, war ein gewohnter. An der Oberfläche glänzte die Welt wieder einmal, während sie darunter regelrecht faulte. Es war ein ihm nur zu vertrautes Schauspiel. Er selbst trat derweil aus dem Lichtbogen seines Portals, nicht sichtbar für die Kameras und stand wenige Sekunden später in einem der Badezimmer der prunkvollen Veranstaltungshalle. Ein kurzer Blick in den Spiegel genügte. Sein Anzug saß perfekt. Er war schmal geschnitten, präsentierte sich in mitternachtsblau, der Stoff war so fein, dass das Licht sich daran brach. In Indien vor zwei Tagen, hatte ein Schneider mit ruhiger Hand ihm das gute Stück aufs Maß geschneidert. Das war das Gute an den Portalen, Ashroth konnte in Augenblicken einfach überall auf der Welt sein. Ein kostengünstigen und qualitativen Anzug, war für ihn kein Problem.

„Maßarbeit für ein Phantom.“
„Wenigstens siehst du diesmal wie jemand aus, der dazugehört.“
„Oder wie jemand, der gleich alles in Brand steckt.“

Ein leises Lächeln huschte über seine Lippen. Ein wenig Stil musste bleiben, selbst wenn man zwischen Realitäten gestrandet war. Die Einladungskarte, das hübsch gedruckte Symbol des Abends, hatte er einem jungen Herrn abgenommen, welcher im Foyer zu sehr mit einem Glas Champagner und einer noch reicheren Gesprächspartnerin beschäftigt war. Ein schneller Griff, ein höfliches Lächeln und schwupps. Niemand bemerkte den Tausch. Ashroth betrat schließlich, als heimlicher Gast, den Ballsaal. Licht, Lachen, Musik. Kristallleuchter, die an Decken hingen, die zu hoch und zu sauber waren, um ehrlich zu wirken. Menschen in Glanz und Gesprächen, alle bemüht, Wichtigkeit auszustrahlen. Ashroth bewegte sich hindurch wie jemand, der eine Bühne betrat, deren Text er längst kannte. Er nahm sich ein Glas Wein vom Tablett eines vorbeigehenden Kellners, es war schwer, rot, französisch und drehte es kurz zwischen den Fingern.

„Gärung, die sich Mühe gibt, tief zu schmecken, aber am Ende doch nur sauer ist.“
„Wie du.“

Er trank, genoss das Brennen. Ein kleiner Trost, dass wenigstens die Chemie dieser Welt noch immer dieselbe war. Mit einer beiläufigen Bewegung nahm er ein Häppchen von einem Silbertablett, betrachtete es kurz. Es war Lachs mit Goldstaub, im Grunde nur eine leere Eleganz und so ließ es sich auf der Zunge zergehen, während er sich umsah. Überall waren Namen und Gesichter. Einige erkannte er aus Berichten, andere aus Erinnerungen, die nicht hierher gehörten. Es war schon faszinierend, wie nah sich die Welten ähnelten, selbst in ihren Eitelkeiten. Er suchte sich schließlich einen Tisch am Rand, halb im Schatten, halb im Licht. Dort saß bereits jemand. Ein Mann, der sich vermutlich unwohl fühlte. Das sah man an den Schultern, der Krawatte, die zu fest saß und auch dem Blick, der mehr zu prüfen schien als tatsächlich zu sehen. Ashroth kannte solch einen Ausdruck. Menschen, die zu viel spürten und zu wenig glauben wollten. Er trat näher, elegant aber ohne jede Hast, das Glas in der linken Hand, als wäre es ein Requisit. "Verzeihen Sie,“ sagte er ruhig, während er sich leicht verneigte. „Die Auswahl an freien Plätzen scheint ebenso rar zu sein wie ehrliche Gespräche an diesem Abend. Darf ich?“ Jedoch ohne eine Antwort abzuwarten, setzte er sich gegenüber, legte das Glas ab, als wäre es ein Teil einer sorgfältig geplanten Choreographie. Sein Blick glitt über die Tischrunde, freundlich, fast schon warm, doch in seinen Augen lag dieser Schimmer von Distanz, als sähe er alle durch eine Glasscheibe. „Ein bemerkendes Schauspiel, nicht wahr?“ sagte er leise, mehr an die Runde als an jemanden bestimmten. „Schon erstaunlich, wie leicht sich Menschen an Musik und Wein wärmen. Selbst, wenn draußen noch die Asche fällt.“ Er zuckte dann gelassen mit den Schultern. „Die Welt feiert vermutlich gern ihr eigenes Ende, solange das Orchester denn weiterspielt.“ Ein Schmunzeln schlich sich auf seine Lippen.


„Jetzt klingst du wieder wie du selbst.“
„Zu spät, sie hören dir zu.“
„Lass sie. Vielleicht verstehen sie diesmal wenigstens die Pointe.“

Er hob das Glas leicht, ein Hauch eines Toasts, und lächelte schmal. „Ashroth Vale,“ stellte er sich letztlich vor.